Fusionen/Übernahmen

Die Recherche nach M&A (merger & acquisition) Informationen ist unter Umstän­den eine große Herausforderung. Das Spektrum der Anfragen ist auch in die­sem Bereich sehr groß und reicht von Anfragen wie „Wie haben Unternehmen einer bestimmten Branche ihre Akquisitionen auf ihrer Website bekannt ge­macht?“ bis hin zu „Wie haben sich die Ebit-Multiples in der Pharmabranche in den vergangenen Jahren in Europa im Vergleich zu den USA entwickelt?“. Man­che dieser Problemstellungen erfordern Rechercheerfahrung, andere sind relativ einfach zu beantworten.

Beispielhafte Fragestellungen sind:

  • Erstellen einer Liste von Übernahmen/ Unternehmensverkäufen in einer Branche oder eines Unternehmens
  • Verifizierung eines Übernahmegerüchtes
  • Informationen zu einem bestimmten Deal: wie hoch war der Firmenan­teil, der übernommen wurde und welcher Preis wurde dafür bezahlt?
  • Recherche von M&A Kennzahlen (sogenannte Multiples, z.B. Kaufpreis zu Umsatz) als Vergleichswert zur Bewertung einer beabsichtigten Transaktion
  • Branchentrends (z.B. Konsolidierung in der Pharmaindustrie)

Mögliche Quellen sind:

  • Geschäftsberichte, Homepage
  • Presse
  • Pressedatenbanken mit M&A-Code
  • M&A-Fachzeitschriften
  • M&A-Spezialdatenbanken
  • Kartellamt

Homepage/ Geschäftsberichte

Wenn es um eine konkrete Fusion oder Übernahme geht, lohnt sich ein Blick ins Internet. In den Pressemitteilungen der beteiligten Unternehmen findet man häufig die gesuchten Informationen oder aber man kontaktiert die Öffentlichkeitsabtei­lungen direkt. Bei notierten Unternehmen werden die im vorherigen Jahr getätig­ten Übernahmen im Geschäftsbericht aufgeführt.

Presse

Die Recherche in der Presse eignet sich sehr gut, um den Wahrheitsgehalt eines Übernahmegerüchtes zu bestimmen. In den Artikeln findet man neben der Infor­mation über die Tatsache, das eine Transaktion stattgefunden hat, oft auch die Daten über Kaufpreis oder die Größe des übernommenen Anteils.

Zum Erstellen einer Liste von Übernahmen bzw. Desinvestitionen eines Unter­nehmens ist die Recherche im Volltext von Pressedatenbanken wegen der Fülle von Synonymen, die bei M&As benutzt werden, eher ungeeignet.

Pressedatenbanken mit M&A-Code

Artikel in einigen On­line-Datenbanken sind mit Schlagwörtern codiert, z.B. Unternehmen, Land oder Thema des Inhalts. Diese inhaltliche Erschließung ist auch im Zusammenhang mit M&A Recherchen sehr hilf­reich, da viele der Quellen auch für diesen Themenbereich speziellen Codes haben.

NB: Die gleiche Trans­aktion kann in der Presse mehrfach behandelt werden, die Zusammenstellung umfangreicher M&A-Listen ist also mitunter recht aufwändig.

M&A Zeitschriften

Es gibt einige Zeitschriften, die sich ausschließlich mit der M&A-Thematik befas­sen. Für den deutschsprachigen Raum sind dies z.B. „M&A Review“ und „Finance“. Die M&A Review beobachtet das Geschehen im deutschsprachigen Raum, das bedeutet, mindestens eines der betroffenen Un­ternehmen ist aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Die einzelnen Hefte beinhalten Fachartikel, Branchenstatistiken und Rubriken zu Übernahmen in wichtigen Industrien. Diese Branchenrubriken eignen sich sehr gut, wenn man z.B. nach einem Überblick zu wichtigen M&A Ereignissen in der Chemieindustrie in Deutschland sucht.  Finance ist ein weiteres Magazin, das Themen rund um M&A und Finanzierung beleuchtet. Es erscheint auch in deutscher Sprache, die hauseigene Dealbank ist auch auf D/A/CH fokussiert. Beide Magazine sind über On­line-Datenbanken recherchierbar und bieten auf ihren Webseiten Inhaltsverzeichnisse und weitere Informationen an.

M&A Spezialdatenbanken

Schnell und gezielt lassen sich Daten über Fusionen und Übernahmen in Spezial­datenbanken wie Thomson ONE Banker–Deals (früher: SDC Securities Data), Zephyr oder mergermarket.com identifizieren. In diesen Datenbanken werden Transaktio­nen mit verschiedenen Zusatzinformationen wie Transaktionspreis, Target-Um­satz, Datum der Übernahme etc. abgespeichert. Hier lassen sich relativ einfach Tabellen mit Deals zusammenzustellen, die verschie­dene Selektionskrite­rien er­füllen, wie z.B. die Unternehmenskäufe der letzten Jahre, bei denen deut­sche Banken übernommen worden sind. Außerdem sind statistische Auswertungen möglich, wie etwa Entwicklung der Übernahmen der letzten 5 Jahre in Europa.

Auch wenn sich viele Fragestellungen mit den Spezialdatenbanken beantworten lassen, gibt es ein paar Punkte zu bedenken:

  • Transaktionen müssen eine gewisse Bedeutung haben, um in die Daten­bank aufgenommen zu werden.
  • Ein Deal kann vergessen oder mit falschen Angaben erfasst sein.
  • Die Branchencodierung ist oft nicht exakt genug.

Zur Ergänzung oder Absicherung der Ergebnisse kann eine Recherche in der Presse sinnvoll sein.

Und noch ein Punkt: über diese Datenbanken lassen sich zwar einfach Deallisten zusammenstellen lassen, aber – da beispielsweise bei Thomson ONE Banker–Deals für jede einzelne Dealinformation bezahlt wird – kann ein Rechercheergeb­nis je nach Umfang ei­nige tausend Euro kosten. Die Selektion und Auswahl der Datenpunkte sollte also gut überlegt sein, bevor die endgültigen Listen herunter­geladen werden.

Es gibt mehrere Anbieter von M&A Spezialdatenbanken. Um den Umfang dieses Kapitels nicht zu stark auszuweiten, beschränkt sich dieses Buch auf eine Auswahl und beschreibt diese im Überblick:

  • Thomson Reuters SDC Platium (früher SDC Securities Data): weltweite Deals seit 1984, US Deals seit 1979.
    Wohl die umfangreichste Datenbank, Suche sehr komplex, für Fragen nach Multiples sehr gut geeignet, da zu einzelnen Deals bis zu 1400 ein­zelne Datenpunkte vorhanden sind.
  • mergermarket: Deals weltweit ab 2001, Wert größer als 5 Mio USD
  • Finance DealBank: Datenbank der Zeitschrift Finance, Schwerpunkt deutschsprachiger Raum
  • Zephyr: anfangs Schwerpunkt Europa, weltweite Daten werden ausge­baut

Bundeskartellamt

Auf seinen Webseiten veröffentlicht das Bundeskartellamt in chronologischer Ordnung die eingegangenen Anmeldungen von Zusammenschlussvorhaben sowie die ausführliche Dokumentation der Entscheidungen über Fusionen und Über­nahmen, die wettbewerbsrechtliche Fragen aufwerfen.

Diese Dokumente enthalten neben der tatsächlichen Entscheidung Informationen, die das Kartellamt benötigt, um den Markt und damit die mögliche Marktmacht des fusionierten Unternehmens beurteilen zu können und sind damit eine wert­volle Quelle für Marktdaten.