Datenbanken

Professionelle Wirtschaftsdatenbanken

Wie in den einzelnen Abschnitten zu Firmen, Märkten, Ländern etc. deutlich wird, werden zur Rechereche häufig professionelle Wirtschaftsdatenbanken genutzt. Professionelle Wirtschaftsdatenbanken sind Datenbanken, die überwiegend auf wirtschaftlich relevante Themen ausgerichtet sind und auf die in der Regel über sogenannte Online-Hosts, wie z.B. GENIOS, Factiva oder LexisNexis, zugegriffen wird. Die Hosts bündeln die Datenbanken verschiedener Produzenten und stellen die Technik für die Speicherung sowie den Zugriff bereit. Die Abrechnung der Kosten für den Datenbanknutzer übernehmen ebenfalls die Hosts. Im Folgenden geben wir einen Überblick zu den Inhalten bei den gängigen Online-Hosts, zu Typen von Datenbanken und eine kurze Einführung in die Suche.

Übersicht der wichtigsten Online-Hosts nach Inhalt

Datenbanktypen

Grundsätzlich werden zwei Arten von Datenbanken unterschieden: Referenzda­tenbanken, die auf relevante Dokumente verweisen sowie Datenbanken, die di­rekten Zugriff auf das vollständige Dokument bieten.

Zu den Referenzdatenbanken zählen v.a.

  • Bibliographische Datenbanken mit Angaben zu Titel, Autor, Publikation, Verlag etc.
  • Abstract-Datenbanken enthalten neben bibliographischen Angaben eine kurze Zusammenfassung/ Inhaltserschließung.

Datenbanken, die direkten Zugriff bieten sind

  • Volltextdatenbanken enthalten den gesamten Text des Dokumentes, z.B. Artikel, Marktstudie, Diplomarbeit etc., teilweise jedoch ohne Tabellen und Graphiken.
  • Statistische Datenbanken bestehen aus numerischen Informationen wie z.B. Kaufkraftindizes, Bevölkerungsentwicklung in Tabellenform.
  • Lexikalische Datenbanken sind bzgl. ihrer Struktur mit einem Nachschlagewerk vergleichbar, z.B. Firmen- oder Produktverzeichnis.
  • Bilddatenbanken / Graphikdatenbanken enthalten Informationen in Bildformaten, z.B. Fotos, Firmenlogos, Aktiencharts.

Nicht alle Datenbanken lassen sich eindeutig zuordnen, da sie Elemente aus den verschiedenen vorangegangen Typen vereinen, z.B. FAKT oder TABLEBASE, in denen Wirtschaftsgraphiken, Tabellen oder Text zu finden sind.

Aufbau von Datenbanken

Eine Datenbank setzt sich aus mehreren Datensätzen mit einer festgelegten Struktur zusammen. Diese Struktur wird durch einzelne Datenfelder definiert, die je nach Datenbank variieren können. Sie ermöglichen es dem Nutzer zur Eingren­zung seiner Recherche, Suchbegriffe auf bestimmte Dokumentteile anzuwenden.

Datenbankfelder

Im Folgenden werden in zwei Beispielen wichtige Datenbankfelder und ihre Funktion bei der Suche erklärt.

Typische Felder eines Volltextdokumentes (Artikel in Presse-Datenbank)

Datenfeld Beschreibung Verwendung
Freitext Gesamter Text geringe Einschränkung / sehr breites Ergebnis
ggf. geringe oder keine Relevanzdie Eingabe „BMW“ liefert auch Artikel in denen z.B. steht „… fährt jeden Tag mit seinem 7er BMW ins Büro…“Achtung: wurde vom Verfasser des Artikels nicht das Kürzel BMW verwendet, sondern der Begriff Bayerische Motoren Werke, fallen diese Artikel heraus.
Abstract Zusammenfassung des Artikels Stärkere Eingrenzung als bei der Freitextsuche / Relevante Artikel werden besser herausgefiltert.Erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Begriff im Artikel von Bedeutung ist.
Titel Überschrift des Artikels Starke Einschränkung / hohe RelevanzAchtung: ggf. fallen interessante Artikel heraus, die den Suchbegriff nicht im Titel führen. Bei der Suche nach BMW im Titel fehlt z.B. der Artikel „Die Strategien der Münchener Autobauer…“.
Deskriptoren Verschlagwortung des Artikels Relativ starke Eingrenzung / hohe RelevanzÜber die Deskriptoren/ Schlagworte werden die Artikel inhaltlich erschlossen, d.h. wenn im Unternehmensfeld BMW eingegeben wurde, umfasst das Suchergebnis Artikel über das Unternehmen.
Quelle Titel der Publikation Dieses Feld ist wichtig, wenn Datenbanken mehrere verschiedene Zeitungen / Zeitschriften enthalten und  nur eine bestimmte Publikation durchsucht werden soll.
Autor Verfasser des Artikels Relevant, wenn Veröffentlichungen eines bestimmten Verfassers gesucht werden.
Datum Datum der Veröffentlichung Ermöglicht die Eingrenzung auf einen bestimmten Zeitraum (Tag, Woche, Jahr(e))

Im Gegensatz zu der oben beschriebenen Presse-Datenbank, in der mehrere Arti­kel über ein Unternehmen vorliegen, gibt es in einer Firmendatenbank (lexikali­sche Datenbank) genau einen Eintrag pro Gesellschaft. Die Recherche kann ent­weder zum Ziel haben, Informationen über ein bestimmtes Unternehmen zu er­halten oder aber Firmen zu identifizieren, die bestimmte Kriterien erfüllen. Nume­rische Felder, wie z.B. das Umsatz- oder Mitarbeiterfeld, können für Selektionen nach (Größen-)Klassen genutzt werden, wie beispielsweise eine Liste aller Unter­nehmen mit einem Umsatz größer als Euro 1 Milliarde in der Stadt München.

Überblick typische Felder eines Firmenprofils in einer Firmendatenbank

Datenfeld Beschreibung Verwendung
Firma Name und genaue Firmierung Findet den Datensatz einer bestimmten Firma.
Ort Sitz / Adresse des Unternehmens Regionale Eingrenzung der Recherche z.B. nur Hamburger Unternehmen
Branchen-/Produktcode Zuordnung zu einer Wirtschaftsklasse nach festdefinierten Strukturen / Begriffen Selektion von Firmen, die einer bestimmten Branche angehören
Tätigkeit Kurze Beschreibung der Geschäftstätigkeit Die Tätigkeitsbeschreibung ist frei formuliert und eignet sich deshalb nur eingeschränkt zur Firmenselektion.
Geschäftsführer Angaben zum Management / Namen der Geschäftsführer Selektion von Firmen, die von einer bestimmten Person geleitet werden
Gesellschafter Angaben über die Besitzverhältnisse (Personen oder Unternehmen) Über die Suche im Feld Gesellschafter kann ermittelt werden, an welchen Unternehmen bestimmte Personen oder Gesellschaften beteiligt sind
Umsatz Angaben zum Umsatz der Firma Selektion von Firmen einer definierten Umsatzgrößenklasse
Mitarbeiter Anzahl der Mitarbeiter Selektion von Firmen einer definierten Mitarbeitergrößenklasse

Codierung

Ein Branchencode dient der Einteilung von Unternehmen in Klassen, die ähnliche Wirtschaftsgüter (Produkte und / oder Dienstleistungen) anbieten. Ursprünglich eingeführt zur vergleichbaren statistischen Erfassung wirtschaftlicher Tätigkeiten werden diese Klassifizierungssysteme auch für nicht-statistische Zwecke einge­setzt. Neben der Anwendung in Firmen- oder Produktdatenbanken wird auch in vielen Referenz- und Volltextdatenbanken mit Branchen- und Produktklassen gearbeitet.

Nationale bzw. internationale Klassifizierungssysteme, die von neutralen staatli­chen Institutionen wie dem Statistischen Bundesamt entwickelt wurden, sind

  • WZ 93 / WZ 03

WZ ist die Klassifikation der Wirtschaftszweige des Statistischen Bun­desamtes, die zur Erfassung wirtschaftlicher Tätigkeiten von Unterneh­men, Betrieben und anderen statistischen Einheiten in allen amtlichen deutschen Statistiken eingeführt wurde. Der WZ 03 ist die neueste Ver­sion, viele Datenbanken verwenden noch den Vorgängercode WZ 93. Diese Klassifikation baut auf der durch EG-Verordnungen verbindlich eingeführten statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Euro­päischen Gemeinschaft (NACE) auf. Sie ist auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamtes hinterlegt oder kann als Buch dort erworben werden.

  • NACE (Nomenclature générale des activités économiques dans les Communautés Européennes)

Die Statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft wurde 1970 eingeführt und 1990 überarbeitet. Sie dient als Grundlage für die nationalen Klassifikationssysteme und wird bei der Aufbereitung statistischen Materials der statistischen Ämter der europäi­schen Mitgliedsstaaten angewendet.

  • SIC (Standard Industrial Classification)

Das OMB (US Office of Management and Budget) entwickelte die vier­stelligen SIC Codes als Richtlinie für die Veröffentlichung von Wirt­schaftsstatistiken in den Vereinigten Staaten. Um der Entstehung neuer Wirtschaftszweige und Dienstleistungen gerecht zu werden, wurde der zuletzt 1987 modifizierte SIC durch den NAICS ersetzt, wird aber in vielen Datenbanken noch verwendet.

  • NAICS (North American Free Trade Agreement Industrial Classification System)

Dieses vom OMB gemeinsam mit den statistischen Behörden in Mexiko und Ka­nada entwickelte sechsstellige Klassifizierungssystem wird seit 1997 offiziell eingesetzt und berücksichtigt neu entstandene Dienstleis­tungsbranchen und Tech­nologien (z.B. Halbleiter oder Satellitenkommu­nikation).

Darüber hinaus haben Datenbankanbieter eigene Branchen- und Produktcodes entwickelt, um die Suchfunktionen in den jeweiligen Datenbanken zu erweitern. Beispiele sind:

  • Predicast Product Codes

Diese Klassifikation stellt eine Erweiterung des SIC Codes zu einem ma­ximal siebenstelligen Code dar, der eine feinere Unterteilung von Bran­chen und Produkten ermöglicht und v.a. in Literaturdatenbanken einge­setzt wird.

  • Kompass Produktcodes

Der Datenbankanbieter Kompass veröffentlicht eine Firmendatenbank, deren Besonderheit ein sehr umfassendes Klassifikationssystem mit über 50.000 verschiedenen Produkten und Dienstleistungen ist.

Einige Datenbankhersteller verfügen zusätzlich über Codes für Länder, Themen oder Ereignisse (z.B. Fusionen & Übernahmen).

Suchen in Datenbanken

Die gängigen Wirtschaftshosts bieten i.d.R. die  Recherchemöglichkeit in graphischen Oberflächen und per Mausklick über das Internet. Besondere Kenntnisse einer Datenbank-/Kommandosprache ist nicht (mehr) erforderlich. Allerdings ist eine Reihe von Befehlen, zur besseren Einschränkung der Suche, nach wie vor sehr hilfreich. Diese Befehle werden daher im Folgenden kurz beschrieben. Welche Befehle in den Datenbanken verfügbar sind und wie sie eingegeben werden ist in den Hilfemenüs der Online-Hosts eingehend erklärt.

Boolesche Operatoren

Mehrere Begriffe einer Suche werden mit Hilfe von Operatoren kombiniert, sie bestimmen welche Begriffe in einem Dokument vorkommen oder ausgeschlossen sind.

Kontextoperatoren

Bei den Kontext- oder Abstandsoperatoren kommt es nicht nur darauf an, dass ein Suchwort vorkommt, sondern auch darauf, wo es im Verhältnis zu einem zweiten Suchbegriff steht. Dabei kann z.B. angegeben werden, dass

  • sich die Suchbegriffe in einer bestimmten Reihenfolge befinden,
  • ein Wort direkt neben einem anderen steht,
  • zwei Begriffe durch eine bestimmte Anzahl Wörter getrennt werden,
  • die Suchworte im selben Satz, Paragraphen oder Feld stehen müssen.

Trunkierung

Die sogenannten Trunkierungszeichen oder Wildcards sind Symbole, die bei der Suche als Platzhalter für ein oder mehrere beliebige Zeichen stehen. Die „Stell­vertreterzeichen“ können zwar vielfach an verschiedenen Stellen des Wortes ste­hen, oft ist aber nur ein Zeichen pro Wort zulässig.

Am Ende des Wortes – Worte mit gleichem Wortstamm und verschiedenen En­dungen,

z.B. akqui* = akquirieren, Akquise, Akquisiteur, Akquisition, Akquisitionen

Am Anfang des Wortes – verschiedene zusammengesetzte Worte mit gleicher Endung,

z.B.  *energie. = Sonnenenergie, Windenergie oder Kernenergie

Im Wort – verschiedene Schreibweisen,

z.B. Gra*ik sucht Grafik und Graphik

Trunkierungszeichen sollten „vorsichtig“ angewendet werden, da sie das Recher­cheergebnis enorm erhöhen können und unter Umständen völlig irrelevante Wör­ter gesucht werden: Stahl$$$: Stahlbeton, Stahlmatte, Stahlbau, Stahlhelm, Stahl­ross, stahlblau, stahlhart.