Zur Validierung der Recherche bzw. der erzielten Ergebnisse sollte man sich folgende Fragen stellen:
- Warum finde ich nichts und was kann ich tun?
- Wie „gut“ sind meine Ergebnisse?
- Sind alle Fragen beantwortet?
Warum finde ich nichts und was kann ich tun?
Ein naheliegendes Fehlerpotential liegt schlicht und einfach in einer „falschen Schreibweise“. Wurde das Suchwort nicht korrekt eingegeben, kann es eigentlich keine Treffer geben. Hier gibt es die Ausnahme, dass auch die Autoren der doch gefundenen Informationen den gleichen Schreibfehler gemacht haben. Dies ist besonders tückisch und unerfreulich, da man seinen Irrtum nicht sofort bemerkt und die ganze Recherche noch einmal von vorne gestartet werden muss. Neben dem tatsächlichen Schreibfehler muss beachtet werden, dass es für den gleichen Begriff verschiedene Schreibweisen gibt oder vielleicht ist ein älteres Dokument noch vor der Rechtschreibreform erstellt worden.
Eine weitere Fehlerquelle kann die Verwendung von „falschen Begriffen“ sein. Sucht man z.B. Artikel zum Thema „Mobiltelefone“, wird man mit dem Suchbegriff „Handy“ in der englischen Presse nicht besonders weit kommen. In diesem Fall werden zwar viele Treffer erzielt, doch will man sich nicht durch eine Unmenge von Artikeln arbeiten, in denen verschiedenste nützliche, praktische oder handliche Dinge – eben „handy things“ beschrieben werden, so sollten die korrekten englischen Begriffe wie mobile oder cell(ular) phone verwendet werden.
Weiterhin kann ein Begriff zwar grundsätzlich die richtige „Sache“ benennen, sich aber nur auf eine spezielle Ausprägung beziehen. Bei der Suche nach Artikeln zum Thema Flachbildschirme liefert die Suche mit dem Begriff LCD (Liquid Chrystal Display) relevante Informationen. Wichtige andere, weniger bekannte Technologien (OLED, PDP etc.) bleiben aber unter Umständen außen vor. Gleiches gilt für die Verwendung von Begriffen, die nur von einer bestimmten Gruppe verwendet werden, z.B. eine rein firmeninterne Bezeichnung oder ein Produktname, der oft für die Produktgattung verwendet wird, z.B. wird der Begriff Plexiglas, ein eingetragenes Warenzeichen des Firma Röhm, gerne synonym für Kunststoffscheiben verwendet. Und selbst, wenn der richtige allgemeingültige Begriff verwendet worden ist, sollte auch mit den gängigen Synonymen des Wortes gesucht werden, um sicherzustellen, dass keine wichtigen Informationen verloren gehen.
Sind Begriffe und Schreibweise korrekt, kann es sein, dass für die Recherche die „falsche Quelle“ gewählt wurde, d. h. besonders relevante Quellen wurden außer Acht gelassen. So macht es keinen Sinn, über kleine deutsche Firmen nur in der amerikanischen Presse oder über technische Themen nur in Wirtschaftmagazinen zu recherchieren. Vielfach sind die Fehler nicht so offensichtlich wie in den hier genannten Beispielen, daher lohnt ein kritischer Blick auf die durchgeführte Recherche, die nicht die gewünschten oder nur unzureichende Ergebnisse geliefert hat.
Wie im Abschnitt “Kritische Beleuchtung der Anfrage” beschrieben, beginnt man eine Recherche mit bestimmten Vorgaben und Vorstellungen, wie das Ergebnis aussehen soll. So kann z.B. eine umfassende Marktstudie, eine bestimmte international vergleichbare Statistik oder ein guter Überblicksartikel gewünscht sein. Die Vorgaben sind allerdings nicht immer zu erfüllen. Es kann sich herausstellen, dass die Daten einfach nicht erhoben oder in der geforderten Form publiziert wurden. In solchen Fällen ist es notwendig, alternative Lösungswege aufzuzeigen. Hier ist mitunter Kreativität gefragt, wie „brauchbare“ Informationen zusammengetragen und geliefert werden können. Außerdem müssen andere Parameter wie Kosten oder zeitlicher Rahmen berücksichtigt werden, um zu beurteilen, ob weitere Recherchen überhaupt realistisch sind.
Die folgenden Beispiele dienen als Anregung, was in einzelnen Fällen angeboten / versucht werden kann:
Nicht immer lässt sich auf alternative Informationen zurückgreifen oder andere Rahmenparameter wie Zeit oder Budget lassen eine weitere Recherche nicht zu. Ist eine Anfrage mit den vorgegebenen Anforderungen einfach nicht zu beantworten, sollte man auf Reaktionen wie „es kann doch nicht sein, dass es da nichts gibt“ oder „hast du auch alles versucht“ vorbereitet sein. Die Argumentation sollte darlegen
- warum die Informationen in der gewünschten Form nicht vorliegen
- welche Alternativen möglich sind,
- wie viel Mehraufwand sie bedeuten und
- welche „Schwächen“ die Daten ggf. haben können.
und als Basis für die gemeinsame Erarbeitung der weiteren Rechercheinhalte dienen.
Wie „gut“ sind meine Ergebnisse?
Auch wenn die Recherche erfolgreich war und Ergebnisse vorliegen, ist es wichtig, diese noch einmal kritisch zu beleuchten. Hier geht es darum, die Seriösität der genutzten Quellen zu beurteilen und die „Richtigkeit“ der Daten zu überprüfen.
Informationen aus dem Internet
Da im Internet „jeder“ problemlos Informationen verbreiten kann, ist es gerade hier wichtig, die Informationsquelle genauer anzusehen:
- Von wem sind die Daten publiziert worden?
- Ist die Quelle als zuverlässig einzuschätzen?
Insbesondere bei Daten, die von Privatpersonen zusammengetragen und eingestellt wurden, ist zunächst Skepsis angebracht. Solche Internetseiten präsentieren mitunter nur eine persönliche Meinung oder die subjektive Sicht eines Themas.
Firmen, die das Internet zur Selbstdarstellung nutzen, stellen hier v.a. positive Informationen zusammen. Bei den Pressemitteilungen und bereitgestellten Artikeln lohnt sich auch noch ein Blick in Pressedatenbanken, da „unangenehme Meldungen“ auf den Webseiten oft nicht zu finden sind. Bei den im Netz veröffentlichten Finanzdaten und Geschäftsberichten handelt es sich in der Regel um die Daten, die das Unternehmen auch beim Handelsregister hinterlegt.
Informationen aus Interviews
Nicht nur im Internet, sondern auch beim direkten Interview erhält man häufig die persönliche Einschätzung des Gesprächspartners. Hier sollte im Verlauf des Gespräches herausgearbeitet werden, wo die Daten herkommen und wie sie einzuordnen sind. Mitunter wird man auch recht deutlich darauf hingewiesen, dass es sich bei den Informationen um reine Schätzungen handelt oder Angaben nicht vollständig sind und der Interviewpartner mit den gelieferten Informationen nicht zitiert werden möchte. Dennoch ist die nicht zitierfähige Schätzung oder Beurteilung eines Industrieexperten meist besser als gar kein Anhaltspunkt.
Informationen von Verbänden/ Interessensgruppen
Verbände sind in der Regel eine zuverlässige Quelle für Informationen. Zu beachten ist jedoch, dass ihre Statistiken und Marktdaten oft nur ihre Mitglieder wiederspiegeln. Deshalb sind Daten aus Verbandsveröffentlichungen oder Interviews bzgl. ihrer Repräsentativität grundsätzlich zu hinterfragen oder bei der Weitergabe entsprechend zu kommentieren.
Informationen aus der Presse
Nicht alle Zeitungen und Magazine sind hinsichtlich ihrer Recherchequalität gleich. Besteht Zweifel an der Richtigkeit der Daten, lohnt sich ein Blick auf die Originalquelle der Daten aus einem Artikel oder die Recherche in einer weiteren Quelle. Ist die Originalquelle nicht genannt, kann der Autor kontaktiert werden.
Daten aus Kreditberichten
Wie bereits im Abschnitt Basisinformationen erwähnt, handelt es sich bei den Umsatzangaben in Kreditberichten zum Teil um Schätzungen bzw. um über Telefoninterviews eingeholte Unternehmensangaben. Aus diesem Grund können diese Umsätze auch nur als Anhaltswert oder erste Einschätzung dienen, sind aber gerade bei kleinen Unternehmen oft die einzige Quelle.
Statistiken / Zeitreihen
Gerade bei umfangreicheren Statistiken bzw. Datenmengen unterlaufen oft Fehler bei der Übertragung der Daten oder die ursprünglichen Dokumente weisen bereits Fehler auf. Deshalb sollte die Plausibilität der Zahlenangaben vor der Weitergabe auf Unstimmigkeiten überprüft werden. Beispiele sind:
- Stimmt die Größenordung der Maßeinheiten, z.B. Millionen/ Milliarden?
- Weisen die Zahlenreihen auffällige „Ausreißer“ auf?
- Sind die Beschriftungen der Achsen bei Grafiken vorhanden und richtig?
Vergleich von Informationen aus verschiedenen Quellen
Leider bestätigt sich immer wieder die Regel: „je mehr Quellen, desto unterschiedlicher die Daten“. Liegen verschiedene Informationen aus mehreren Quellen für die gleiche Anfrage vor, sollte vor der Weitergabe geprüft werden, ob die Daten zueinander passen.
Da derartige Unstimmigkeiten in Daten aus verschiedenen Quellen mit Sicherheit beim Empfänger der Informationen Fragen aufwerfen, sollten diese im Vorfeld wenn möglich geklärt oder zumindest bei der Weitergabe der Daten darauf hingewiesen werden.
Sind alle Fragen beantwortet?
Gerade bei umfangreichen Anfragen mit vielen Unterpunkten ist die Kontrolle auf Vollständigkeit besonders sinnvoll:
- Sind alle Fragen mit allen Unterpunkten bearbeitet worden?
- Beantworten die gefundenen Informationen genau die Frage?
Ist nach der Anzahl Handys pro Haushalt gefragt, ist sie mit der Anzahl der Handys pro 1000 Einwohner nicht exakt beantwortet. - Entsprechen die Aufbereitung und Form der Daten den Anforderungen?
Beispiel: Wurde ein Index gefunden, aber Prozentangaben gefragt, ist eine Umrechnung notwendig. - Sind mit einer umfangreichen Marktstudie wirklich alle Fragen beantwortet oder sind weitere Einzelrecherchen bzw. ist weiteres Material notwendig („Abgleich“)?